Was kostet ein Wort, was kostet ein Link?
In letzter Zeit purzelten in meine Mailbox Anfragen nach einem „Preis pro Wort“, womit ich zuerst nichts anzufangen wusste, was sich nun aber geklärt hat: Es handelt sich hierbei um eine kuriose web-spezifische Text-Variante, dem Text-Content im Sinne von Doseninhalt, nicht jedoch im Sinne von lesenswerten bzw. authentischen Inhalten. Das Ergebnis sind Webseiten mit nicht selten grottig schlechten Texten, die nur einen einzigen Zweck haben: Den Suchmaschinen inhaltliche Relevanz bzw. Wertigkeit vorzutäuschen.
Mittels „semantischem Internetfutter“ wird versucht, die Suchmaschinen zu überlisten. Die mehr oder weniger sinnlose Aneinanderreihung gezielt ausgewählter Keywords soll bessere Suchergebnisse bringen. Das Schreiben dieser Wortsammlungen wird mit ein paar Cent pro Wort „vergütet“. Worte und Links sind die Währung der Content-Verwurster mit dem einzigen Ziel, URLs im Web „nach oben“ zu pushen. Ihre Klon-Texte auf Pseudo-Blogs und -Websites verweisen z. B. auf Flugbuchungsmaschinen, Versicherungen oder zu Verkäufern aller Art, aber durchaus auch zu seriösen Firmen mit guten Werbetexten auf ihren jeweils eigenen Seiten.
Die Suchmaschinenentwickler wiederum müssen ständig neue Kriterien erfinden, um die Qualität ihrer Suchergebnisse zu sichern. Ein Ergebnis dieser Qualitätssicherung ist, dass immer weniger Weblog-Links unter den ersten 10 Google-Links zu finden sind (das war noch vor wenigen Monaten anders) – eine Reaktion darauf, dass aggressive SEO-Vermarkter Blogs seit geraumer Zeit u.a. als „Linkfarmen“ nutzen.
Natürlich sind diese Robotertexte dies keine Konkurrenz für gute Texte, die echte Leser erreichen sollen. Vielmehr handelt es sich um eine Art Zubringer- oder Transfertexte, die den Leser oder Kunden via Suchmaschine zum eigentlichen Ziel führen sollen – was IMHO nicht funktioniert, da die Leser bei merkwürdigen Seiten misstrauisch werden. Aber vermutlich funktioniert es doch irgendwie und um ein paar Ecken herum, sonst wäre den Suchmaschinenoptimierern ein Wort wohl nicht einmal die paar Cent wert. / 292 Worte bis hierher, bei 3 ct/Wort wären das fette 8,76 Euro 😉
Text, der; -[e]s, -e [spätmhd. text < spätlat. textus = Inhalt, Text, eigtl. = Gewebe der Rede < lat. textus = Gewebe, zu: textum, 2. Part. von: texere = weben, flechten; kunstvoll zusammenfügen] © Duden – Deutsches Universalwörterbuch, 6. Aufl. Mannheim 2006 [CD-ROM].