Stilformen im Text
Vorab: Ich mag ihn nicht. Zynismus kommt hart und herzlos daher. Es ist eine stilistische Spielart der Ironie und des Sarkasmus mit einem negativen Grundtenor, eine finstere Variante des spottenden Humors, der andere oft demütigt und verletzt. Zu welchem Zweck? Der Verdacht liegt nahe, dass der zynische Spötter sich durch sein Urteil vom Fußvolk abgrenzen will, um sich selbst zu erhöhen.
Meist wird entgegnet, Zynismus sei geeignet, Missstände oder Doppelmoral aufzudecken und bloßzustellen. Die Frage ist, warum diese hehre Intention unbedingt verschlüsselt und missverständlich daher kommen muss. Zynismus wird oft gar nicht oder falsch verstanden – mit fatalen Auswirkungen. Die Scheu davor – (fehlt es an Mut oder an Worten?) – deutlich zu sagen, was man meint, wird schnell zum Bumerang.
Der Zynikers ist ein Mensch mit Idealen sowie der festen Überzeugung, dass diese nicht realisierbar sind – eine Einstellung, diametral zu meiner. Dieser Mensch ist sich also wohl darüber im Klaren, was man tun könnte, rührt aber keinen Finger, um etwas für sich oder andere zu verbessern. Der Zynismus verbalisiert eine kulturpessimistische, resignative und letztlich hilflose Denkart – mit destruktiven Auswirkungen.
Allemal ziehe ich die klare, offene Kommunikation der elitären Attitüde des verschnörkelten, selbstverliebten Zynismus‘ vor.
Der moderne Zynismus ist eine Theorie der Vergeblichkeit von ethischer Haltung und Moral. Seiner Meinung – oder vielleicht auch Erfahrung – nach sind Widerstand und Menschenwürde in dieser Welt von vornherein sinnlos. Für eine „zynische Karriere“ ist er bereit, seine Seele meistbietend zu verkaufen. Der Zyniker predigt die Anpassung an Macht und Unterdrückung; er lacht über diejenigen, die ihr widerstehen – und über Humoristen. (via: wikipedia/humor)
- Zynismus ist nicht zu verwechseln mit Sarkasmus! ;P
Zynisch: Der Schläger sagt: „Hat es dir gefallen? Soll ich noch mal draufhauen?“
Sarkastisch: Der Geschlagene, anstatt zu weinen, sagt: „Natürlich! Gleich nochmal!“ - Peter Sloterdijk: Kritik der zynischen Vernunft. 2 Bände. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1983
Zitate:
- Zynismus ist Herz mit negativem Vorzeichen.
Erich Maria Remarque, Der schwarze Obelisk - Der Zyniker, dieser Schmarotzer der Zivilisation, lebt davon, sie zu verneinen, weil er überzeugt ist, daß sie ihn nicht im Stich lassen wird.
José Ortega y Gasset, Spanischer Philosoph 1883-1955 - Zyniker glauben, dass jeder genauso korrupt ist wie sie selbst. Idealisten glauben, jeder ist korrupt außer ihnen selbst.
Robert Anton Wilson, Schrödingers Katze - Ein Zyniker ist ein Mensch, der von allem den Preis und von nichts den Wert kennt.
Oscar Wilde, Lady Windermeres Fächer, 3. Akt, Lord Darlington - Zyniker: einer, der den Glauben an das Böse im Menschen noch nicht verloren hat.
Ron Kritzfeld, dt. Aphoristiker, geb. 1921
Ich weiß nicht, ob der Mensch dazu bestimmt ist, rundum edel und gut zu werden; ich hege Zweifel, daß er es werden kann. Aber sich dem Besseren zuwenden und einen kleinen Schritt dorthin zu tun, das mag doch angehen. Soviel möchte ich hoffen dürfen. Denn sonst verfiele ich in Zynismus. So nötigt mich die Realität des Menschen in der Mediengesellschaft zu einem realistischen und behutsamen Kompromiß zwischen Zynismus und Schwärmerei. Das klingt bescheiden und ist doch immer noch sehr anspruchsvoll. (Siegfried von Kortzfleisch, Hamburger Theologe und Publizist: Möglichkeiten des Journalismus in der totalen Mediengesellschaft. Vortragsreihe ,,Medienkult – Medienkultur“ 1992 an der Universität Hamburg. via nadir.org)