Geschäftsmodelle rund um WordPress Plugins und Themes.
Wer mit WordPress nicht nur spielt, sondern es auf dem eigenen Server installiert und berufsalltäglich einsetzt (und dann erst weiter damit spielt;), fragt sich laufend, welche Design-Themes und Plugins sich eignen und wie die functions.php ergänzt werden kann. Auf wordpress.org/plugins stehen inzwischen mehr als 30.000 Plugins zur Auswahl (als ich anfing, waren es ein paar Hundert). Einen echten Test gibt es dort meines Wissens nicht, nur eine Standardprüfung. Die Anwender sind also die Versuchskaninchen. Wer, warum, mit welcher Motivation und welchem Know-how ein Plugin anbietet und ob es in 6 Monaten noch funktioniert, bleibt oft ungewiss. Manchmal tauchen nach dem Plugin-Upload plötzlich Werbelinks im Footer auf, das Dashboard verhält sich merkwürdig oder die Website wird zur Schnecke … daher, trau schau wem. Es gibt momentan verschiedene Modelle für kostenpflichtige Plugins und Themes, die ich hier mal zusammenfassen möchte.
I. Mit einem Premium- oder PRO-Service bietet der Anbieter für zahlende Kundschaft exklusive Leistungen: regelmäßige gut dokumentierte Updates, ein Forum oder E-Mail-Support. Dieses Modell ist transparent, persönlich und funktioniert ziemlich gut – studiopress.com begann auf diese Weise … und wandelte sich in wenigen Jahren vom kleinen Blog zum „Industriestandard“. Wichtig bei diesem Geschäftsmodell: das Vertrauen der Kunden gewinnen und nicht enttäuschen, transparente Kommunikation, klare Regeln, zuverlässiger, freundlicher und stabiler Support sowie eine offizielle Geschäftsadresse (keine Briefkastenfirma oder Mietadresse in Hongkong … aber selbst das kann klappen). Ein „internetschwieriges“ Land wie Deutschland, mit seinen strengen Datenschutz-, Impressums-, Haftpflicht- und Finanzgesetzen, bedeutet für Deutsche weltweit im Umkehrschluss eher einen Vorteil – einen Vertrauensbonus … (Search&Replace, wp-Backup, Statify, Antispam-Bee, Collapseomatic u.v.a.)
II. Manche bieten günstige Theme-Pakete an – im Dutzent billiger. Studiopress beispielsweise. Hätte ich mich vor 7 Jahren für dieses Paket entschieden (das damals um die 150 USD kostete, soweit ich mich erinnere – heute 399 USD), hätte sich das für mich natürlich längst amortisiert. Hätte, hätte Fahrradkette. Ich bin eben nicht so ein Vorratsmensch. Im Grunde gibt man dem Anbieter mit dem Vorauskauf einen Kredit. JedeR muss für sich selbst abwägen, ob das eine gute, rentable Möglichkeit ist – oder nicht.
III. Außerdem kann sich ein Webdeveloper mit einem guten Plugin oder Theme einen Namen machen. Damit rentiert sich die jahrelange Mühe dann doch noch … ein tolles Plugin wird für einen üppigen Betrag aufgekauft (wie nggallery), der Entwickler landet bei seinem Traumjob oder gründet selbst ein Unternehmen. Manche perfektionistischen WordPress-Plugin-Developer werden vom Erfolg überrascht, denn sie hatten ihr Tool selbst eher als Fingerübung eingeordnet und den Bedarf unterschätzt. So kann man sich täuschen.
Es ist verständlich, dass die Anbieter ihre Entwicklungskosten und ihren Support refinanzieren und von ihrer eigenen Arbeit gut leben möchten. Was mich stört, ist die Geschäftemacherei, die aus diesem Modell resultieren kann. Klar ist es bequem, als Endanwender auf ein schickes Luxus-Plugin zu setzen. Aber, wer ist am Ende in der Lage, die vollmundigen virtuellen Versprechen am Kap der guten Hoffnung oder in Hongkong persönlich einzufordern? Was geschieht eigentlich, wenn die Firma pleite geht, die Jungs plötzlich mehr Spaß am Surfen als am Programmieren haben oder ganz das Interesse verlieren? Pech gehabt. Im Gegensatz dazu liegt eins klar auf der Hand: Ohne die freiwillige und großzügige gemeinschaftliche Weiterentwicklung von WordPress könnten auch die „Premium“-Anbieter nicht das Geringste mit ihren Hochglanz-Plugins anfangen. Hätten sich die WordPress-Initiatoren von Anfang an für eine vergleichbar strenge Beschränkung (=Ausgrenzung) entschieden, wäre WordPress nie zu dem geworden, was es heute ist. Auch deshalb entscheide ich mich normalerweise nur für solche teuren Produkte, wenn es keine probate Alternative gibt.
Das sind also die vier häufigsten Geschäftsmodelle, die mir bei meiner täglichen Arbeit begegnen. Bestimmt gibts noch mehr. Außerdem ändern sich die Bedingungen der Anbieter laufend. Vielleicht lassen sich die innovativen Ansätze sogar auf andere Branchen übertragen? Zur Nachahmung empfohlen sind besonders die Varianten 2. und 4. – weil besonders fair und transparent.