
Ab morgen, 21.4., passt unsere Lieblingssuchmaschine einmal mehr die Algorithmen an – das heißt, die Suchergebnisse werden sich ändern. Was von enormem Interesse ist für alle, die mit ihrer Website unter den ersten 10 Suchergebnissen gefunden werden möchten – und wer möchte das nicht. Damit schiebt Google die Entwicklung hin zu modernen, kompatiblen Websites mit sanftem Druck an. Wer jetzt zögert, bleibt zurück.
Bereits im Februar 2015 kündigte Google an, dass künftig Websites, die für mobile Geräte optimiert sind, bei Suchanfragen auf eben diesen mobilen Geräten in den Ergebnissen bevorzugt präsentiert werden. Bei einer herkömmlichen Suchanfrage auf einem „großen“ Desktop-Bildschirm soll es hingegen keine Nachteile für nicht optimierte Websites geben.
Bisher hatten wir noch die Wahl, ob ein Design smartphone-kompatibel sein muss – oder nicht. Nicht wenige Website-Betreibende gehen auch heute noch davon aus, das der Abruf über mobile Geräte irrelevant für sie sei. In meinen Augen ist das ein Irrtum – eine Website sollte maximal zugänglich sein, unabhängig vom Gerät. Das allein kann der Sinn und Zweck von Websites sein, so demokratisch, flexibel und nutzerfreundlich wie irgend möglich.
Für mich stehen bei der Webentwicklung klar die Inhalte und die Funktion im Vordergrund. Form follows function – das Design muss sich diesen beiden Punkten unterordnen – auf keinen Fall ist es umgekehrt. Das ist nun einmal die Natur des Internets sowie der Browser, die Websites anzeigen – das Web ist ein technisches Medium der Informationsweitergabe.
Selbstverständlich ist auch für künstlerisch-kreative Projekte Platz. Aber ein Design, das technische Vorgaben ignoriert, kann sich extrem nachteilig auf die Abrufzahlen der Website auswirken. Falls diese bei einem speziellen nicht-kommerziellen Webprojekt angeblich keine Rolle spielen – okay. Mag sein, dass es manch einer genügt, wenn die Website nur für einen begrenzten Personenkreis auffindbar ist – ein Understatement, dass sich einige ganz bewusst leisten.
Trotz technischer Begrenzung bleibt genug Spielraum für individuelle Gestaltung oder Experimente. Aber eben innerhalb des vorgegebenen technischen Rahmens – der Code gibt den Takt vor. Noch im Sommer 2013 wurde mir mitten in einem großen Projekt erklärt, dass ein Mobile Responsive Design überflüssig sei … pfffft … Für die Grafikerin schien es unerträglich, dass „ihr“ Design auf verschiedenen Geräten anders angezeigt wird. Nur indem ich mit dem Ausstieg aus dem Projekt drohte, konnte ich den mobilen CSS/html5-Code durchsetzen. Gut für die Organisation, denn sonst würde heute ein teurer Relaunch oder eine zusätzliche mobile Website anstehen.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass man in Webprojekten ganz ähnlich über den Sinn von CSS-Design diskutieren musste … auch diese Innovation wurde von Tabellenfreunden zunächst viele Jahre abgelehnt – und ist heute Standard.
Gutes Design ist selbstverständlich ein wichtiger Sympathieträger und kann ein enormer Wettbewerbsvorteil sein – je nach Branche, Angebot und Projektziel. Aus technischer Sicht (und eine Suchmaschine ist Technik pur) bedeutet „gutes Design“ aber in erster Linie ein optimales Nutzerangebot (UX-Design). Gutes Webdesign ist gekennzeichnet durch die korrekte Wahl der Farben (bzgl. Kontraste) und Bilder (Motiv, Dateigröße), die richtige Anordung einzelner Elemente (z.B. der Navigation) und den möglichst barrierearmen, schnellen Aufbau der Website (z.B. für Braille-Geräten). Erst danach kommen Marketing-Aspekte oder ausgefallene Ideen ins Spiel.
Wer auf der eigenen Website laut Statistik enorm viele Anfragen über Smartphones hat (was in Deutschland noch längst nicht so verbreitet ist, wie anderswo), könnte statt eines Mobile Responsive Designs eine extra gestaltete Subdomain (z.B. m.website.de) nur für Mobile Geräte anbieten – so wie „die Großen“ – die Automobilbranche, Magazine usw. Was natürlich mehr kostet.
Für eine kleine Freiberufler-/Portfolio-Website, die in erster Linie von Agenturen, Unternehmen oder Organisationen in fest installierten Büros an großen Bildschirmen aufgerufen wird, ist das nicht unbedingt passend bzw. überdimensioniert. Aber auch diese Website muss auf mobilen Geräten funktionieren. Mobile Responsive Design steht nicht zur Diskussion. Punkt. Es ist gut und richtig, dass Google die Websitetechnik vorantreibt … oder vielmehr: vor sich her treibt;)
Eine Frage bleibt offen – was passiert mit älteren Websites? Werden (gute, lesenswerte) 15 Jahre alte Inhalte nun gänzlich aus dem Google-Gedächtnis gelöscht? Rutschen ältere Arbeiten komplett aus unserem Blickfeld, zugunsten einer Innovation, in der nur technische Aktualität zählt? Es bleibt spannend …
Infolinks:
- google.com Tools: Die eigene Website testen – steht ein Relaunch an, ja oder nein?
- t3n (IT-Magazin) über „7 Dinge, die du über Googles großes Update wissen solltest. Was passiert am 21. April?“
- Aus erster Hand (googlewebmastercentral.blogspot.de): Was macht laut Google eine „mobile“-freundliche Website aus?