Brexit. Ein Volk zieht sich in die Höhlen zurück.

Die Engländer verbarrikadieren sich auf ihrer Insel. Schon seltsam. Etwa die Hälfte der Engländer, überwiegend die Älteren, möchten sich in ihrem Auenland verkriechen, sich in Hobbiton zurückziehen und die Augen vor der komplizierten Welt außerhalb der Insel verschließen.
Hobbits sind ein gemütliches Völkchen, die Veränderungen missbilligen und am liebsten ihr ganzes Leben in Ruhe und Vertrautheit verbringen. Es gibt mutige Tuks, wie Frodo und Bilbo, obgleich „… eines schmälert den Ruf der Tuks: Man sagt, dass sie sehr abenteuerlich angelegt sind und gern auf Reisen und Abenteuer gehen, was man im Auenland nicht so gerne sieht.“ Doch jetzt sind es Kleingeister wie die Sackheim-Beutlins, die Stolzfüßens und Mr. Sandyman, der Müller von Hobbingen, die den Ton im Land angeben: „Seht euch bloss dies Ausländer an, die ihn besuchen: Zwerge kommen des Nachts, dieser alte wandernde Zauberer, Gandalf, und was nicht alles …“
Ein Volk verkriecht sich hinter der Mauer, die „Wildlinge“ und „Weiße Wanderer“ von ihrem Königsland fernhalten soll.
„Irrationale Entscheidung“ tönt es überall in den Nachrichten. Die Börsen krachen, weil niemand mit Fachwissen es für möglich hielt, dass Irrationalität und Emotionen in einer aufgeklärten Welt eine derart große, entscheidende Rolle spielen könnten.
Dabei sind Gefühle sehr oft ausschlaggebend, wenn nicht sogar fast immer. Als Werbetexterin und ebenso auch in Bezug auf den Erfolg von Webseiten ist es für mich selbstverständlich, dass Emotionen, Intuition und Instinkt einen Großteil zum Erfolg meiner Arbeit beitragen. Selbstverständlich sind die Technik und das Handwerk unverzichtbar – aber sie legen eigentlich nur die Basis und gewährleisten, dass Sinneseindrücke und Gefühle in die gewollten Bahnen gelenkt werden.
Der Klang der Worte, die Geste, die Stimmlage, die Anordnung der Sätze, die Verwendung bestimmter Begriffe … all das ist enorm wichtig. „Independence Day“ tönt ein rechtsradikaler englischer Politiker und reißt dabei die Arme hoch, als wäre der Brexit eine Befreiung. Er wirkt sehr überzeugend und es ist verführerisch, ihm zu glauben.
In der Realität, jenseits von Hollywood-Attitüde und Manipulation, ist es allerdings vielmehr der „Isolation Day“ für England – und vermutlich der direkte Weg in die wirtschaftspolitische Bedeutungslosigkeit des Landes als Puppenstube des europäischen Kontinents. (Jedenfalls so lange, bis die Orks aka die Weißen Wanderer dort eintreffen …) Das Auenland steckt den Kopf in den Sand, hält sich ab sofort raus aus der Weltpolitik und nimmt nicht länger teil an der Gemeinschaft.