200 Euro im Jahr für Fernsehen am Schreibtisch?
Ein Artikel auf SpOn vom 7.2.06 bewegt derzeit die Gemüter und bringt die Diskussion um die für 2007 anstehenden Gebühren für TV-Empfang auf PC und Handy wieder neu in Gang:
Auf der SpOn-Seite kumuliert sich inzwischen der Protest, schon fast 900 Kommentare sind eingegangen. Freiberufler müssen also für den Büro-Rechner mit Internetzugang zahlen, fernsehfreie Haushalte zusätzlich fürs Web-Handy. Freiberufler dürfen ab 2006 jeweils 17,03 Euro pro Monat mehr abdrücken, macht 200 Euro zusätzlich im Jahr.
Am PC an meinem Arbeitsplatz fernsehn???
So was von absurd. Mit meinem 15″ TFT-Bildschirm komme ich da eh nicht weit. Der Gedanke an Wegelagerei und Abzocke ist nicht von der Hand zu weisen … Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass sich eine mir völlig artfremde Masse an Webnutzern beispielsweise Fußballspiele im Netz ansieht. Womöglich während der Arbeitszeit?!
Für Freiberufler ist dies jedenfalls keine Option, da sie den Computer in erster Linie als Arbeitsmittel benutzen und froh sind über jede Bildschirmpause – und sei es nur der Wechsel zum Fernsehbildschirm mit 4 Meter Abstand oder zum WM-Großbildschirm in der Eckkneipe.
Ein ausführlicher, übersichtlicher Artikel mit sämtlichen Infos erschien im Mai letzten Jahres bei Telepolis und ist auf heise.de nachzulesen:
Das Internet wird gebührenpflichtig!
Telepolis, 23.05.2005: Wolf-Dieter Roth
Fakten über die „Internet-Rundfunkgebühr“ ab 2007
Nun ist es amtlich und entschieden: Computer mit Internetzugang sind „neuartige Rundfunkgeräte“. Damit wird es gerade für Freiberufler wie Webdesigner teuer, denn auch wenn nicht mal ein Radio im Büro steht: Ab 2007 müssen sie für ihr Arbeitsgerät, den PC, Fernsehgebühren zahlen. Zusätzlich zur privaten Glotze, versteht sich. (…)
Philosophisch-vorausschauend hat Web-Urgestein Claudia Klinger, auf die WDRoth in seinem Artikel verweist, die Unvereinbarkeit der beiden Medien TV und PC/Mac schon vor Jahren in Schwarz und Weiß aufgesplittet – in die schwarze und die weiße Glotze:
Die schwarze Glotze, das FERN-SEHEN,
bedeutet passives berieselt-werden, genießen oder sich ärgern, jedenfalls nichts selbst tun.
Die weiße Glotze, der vernetzte Computer,
ist aktives FERN-ARBEITEN und KOMMUNIZIEREN, hier bin ich am Zug.
Ich glaube nicht, dass es gelingt, diese beiden Dinge zu vermischen. Genauso wenig, wie man Nacht & Tag vermischen kann.
Claudia Klinger
Allerdings wäre diese Theorie nur haltbar, wenn der vernetzte Computer tatsächlich zum Kommunizieren benutzt wird. Bei sehr vielen Teleworkern ist dies aber bis heute nicht der Fall; sie arbeiten tatsächlich passiv in Word, Software-Codes oder Photoshop und benutzen das Web ausschließlich zu Recherche und Präsentation – nicht etwa interaktiv. Das gezeichnete Schwarz-Weiß-Bild wird damit zur Grauzone.
Links zum Thema:
09.01.2006 12:58 heise.de Mobil
GEZ: Für TV-taugliche Mobiltelefone besteht Gebührenpflicht
Ab 2007 müssen alle PCs mit Internetzugang Gebühren bezahlen.
Rundfunkgebührenstaatsvertrag: http://www.gez.de/docs/staatsvertrag_2005.pdf
Dort heißt es:
„Für neuartige Rundfunkempfangsgeräte (insbesondere Rechner, die Rundfunkprogramme ausschließlich über Angebote aus dem Internet wiedergeben können) im nicht ausschließlich privaten Bereich ist keine Rundfunkgebühr zu entrichten, wenn
1. die Geräte ein und demselben Grundstück oder zusammenhängenden Grundstücken zuzuordnen sind und
2. andere Rundfunkempfangsgeräte dort zum Empfang bereitgehalten werden.Werden ausschließlich neuartige Rundfunkempfangsgeräte, die ein und demselben Grundstück oder zusammenhängenden Grundstücken zuzuordnen sind, zum Empfang bereitgehalten, ist für die Gesamtheit dieser Geräte eine Rundfunkgebühr zu entrichten.“
* Yahoo-Group zum Thema
* Forum auf recht.de mit interessanten rechtlichen Infos; via google gibt’s noch mehr.
* Gebührenlexikon Freiberufler:
Freiberufler und Rundfunkgebühren
und Freiberufler und ihr Autoradio
* Nachtrag: mediafon.net 14.2.06: Selbstständige sollen PC-Gebühren zahlen.
Ein geschätzter Kollege und Journalist erhält hier das Schlusswort:
„Einen PC zum Fernsehen zu benutzen, pardon: eine Internetverbindung dazu zu benutzen, ist eine Zweckentfremdung. So, als öffnete ich eine Bierflasche mit dem Feuerzeug.“
[…] Nein, nicht erschrecken. Das ist eine Mail mit einem gezippten Virus im Anhang, die heute bei Ulf (und anderen) ins Postfach flatterte. Kein Grund zur Panik (sofern man die Mail nicht angeklickt hat *gg*) Obwohl, wer weiß, was die G€Z noch schickt. Das erwarte ich, wenn dann, allerdings per Snailmail. Wie ich ja bereits hier schrub … […]