E-Mail ist nicht tot! Während Spezialisten diese Art von Nachrichten bereits als zu schwerfällig ad acta legen, haben andere gerade erst gelernt, richtig damit umzugehen. Wie auch immer, die Leute finden es gut, wenn sie von Veröffentlichungen, die sie wirklich interessieren, regelmäßig ganz automatisch erfahren. Der einfachste Weg dafür ist ein Newsletter, der frische Infos auf direktem Weg ins Haus bringt.
[Ein Nachtrag, Stand 30.1.2015: Dieser Text wird offensichtlich viel gelesen, aber wohl von ab und zu missverstanden. Die entsprechenden Stellen habe ich gestrichen. Weder WordPress noch MailPoet eignen sich in meinen Augen für riesige Newsletter zu kommerziellen Zwecken. Wer die Menschheit mit tausenden von E-Mails bombardieren will, ist hier komplett an der falschen Adresse.]
In letzter Zeit habe ich mehrere solcher Newsletter für non-kommerzielle (!) WordPress-Kunden eingerichtet. Die technische Seite funktioniert recht unkompliziert und ist auch für Semi-Profis umsetzbar (oder für Laien, die sich an Anleitungen halten und Englisch können;). Schwierig wirds jedoch mit den deutschen Rechtsvorschriften für den Versand von E-Mails, deshalb fange ich damit an.
a) Das „German Law“ mit seinen strengen Datenschutz- und Rechtsvorschriften ist unter internationalen (WordPress-)Developern bereits berühmt-berüchtigt. Zuerst wunderte man sich, was deutsche Webdesigner davon abhält, Anwendungen zu nutzen, die anderswo ultra-erfolgreich sind. Dann wurden viele dieser Anwendungen mit datenschutzfreundlichen Features ergänzt – was letztlich allen zugutekommt. Double Opt-In gehört dazu – die zweifache Bestätigung des Abos. Ebenso die Möglichkeit, ein Impressum einzufügen, oder Tracking, das man auch abschalten kann. MailPoet widmet dem deutschen Datenschutz sogar eine eigene FAQ-Seite.
BTW: Dazu passt aktuell ein lesenswertes Interview mit US-Hacker Harper Reed bei t3n: „Ihr Deutschen habt legitime historische und kulturelle Gründe, das Sammeln von Daten bei euch gesetzlich einzuschränken. (…) Ihr könnt euch nicht vorstellen, dass ein System, das anders ist als eures, auch seine Daseinsberechtigung hat.“
Ob typisch deutsch oder nicht, aus meiner Sicht ist der sorgfältige Umgang mit Daten notwendig, auch wenn es Prozesse verlangsamt. Nicht nur historisch, sondern leider auch in der Gegenwart (und Zukunft) gibt es bürokratische Überwachungsstaaten mit mörderischen Regierungen. Daten und Privatsphäre zu schützen, kann überlebenswichtig sein (oder werden). Anyway, wer einen Newsletter einrichtet, trägt die Verantwortung für die Abonnentendaten.
Die rechtlichen Vorgaben. Rechtsberatung und Weitergabe von Rechts-Infos und Tipps ist in Deutschland Juristinnen oder Juristen vorbehalten. Wer sich nicht daran hält, kann mit einer kostenpflichtigen Abmahnung rechnen. (BTW, ein IT-Journalist sagte mir unlängst, dass dieses Gesetz ursprünglich auf die Nazi-Zeit zurückgehe und ein Trick war, um jüdische Rechtsberater vom juristischen Berufsstand auszuschließen. Spannend …)
Zum Glück gibt es engagierte Anwälte, die ihr Wissen mit uns teilen. Dort kann man die Fakten nachlesen oder sogar Datenschutzerklärungen automatisch generieren. Auch die IHK und Berufsverbände bieten allgemein verständliche Leitfäden zum Thema an. Ich kann nur empfehlen, sich als Website-Betreibende_r eingehend damit zu befassen – und zwielichtigen Abkassierern oder neidischen Konkurrenten, die nur auf einen Fehltritt warten, keine Chance zu geben.
b) Die technische Umsetzung eines Newsletters
ist dagegen fast ein Kinderspiel Zumindest bei MailPoet (mailpoet.com) Das Plugin (früher: WYSIJA) gibt es kostenlos im WordPress.org-Verzeichnis, es wird installiert und erscheint im Backend (Verwaltungsbereich) als neuer Menüpunkt links. Ein kleines 5-Minuten-Tutorial installiert sich gleich mit, es zeigt die ersten Schritte.
- Abonnenten / Listen
Standardmäßig werden alle vorhandenen WordPress-Benutzer als Abonnenten verknüpft. Bei einer Website mit mehr als 1.200 Usern stockt einem kurz der Atem bei der Vorstellung, der Test-Newsletter würde sich automatisch an alle versenden … Am besten sofort die „Liste 1“ entsprechend konfigurieren, umbenennen und zunächst nur Test-Abonnenten hinzufügen. Praktischerweise kann man hier auch CSV-Dateien (Excel) mit Mailadressen importieren – selbstverständlich vorausgesetzt, diese Leute haben vorab dem Newsletter-Empfang zugestimmt (s.o.)!
- Newsletter einrichten
Wie das geht, wird bei MailPoet mit Bildern und Filmen exzellent beschrieben. Etwas knifflig ist die Einrichtung der Design-Vorlage (Templates). Diverse kostenlose Designs stehen zur Auswahl (u.a. von woothemes). Wie man das Logo und den Titel ändert: Das Logo wird rechts unter „Bilder“ hochgeladen und per Maus ins oberste Fach gezogen. Im Fach darunter klickt man auf die drei Querstriche und kann Text ergänzen. Die fortlaufenden Blog-Beiträge oder Beiträge einer bestimmten Kategorie werden ebenfalls rechts ausgewählt und eingefügt, voilà. Praktisch: Man kann sich das Ergebnis parallel im zweiten Browser-Tab ansehen. Fürs Impressum gibts ein extra Fach unter …
- Einstellungen
Es lohnt sich, hier sorgfältig vorzugehen und alle Optionen gründlich abzuwägen – vieles an dieser Stelle hat rechtliche Konsequenzen und betrifft das allgemeine Handling: Double-Opt-In usw. Am besten erst mal mit dem Testnutzer ausprobieren. Zentral ist die Art des Mailversands – wer einen eigenen Hoster mit E-Mail-Konten besitzt, kann hier die nötigen SMTP-Einstellungen hinterlegen sowie eine eigens eingerichtete Mailadresse (z.B. noreply@). Die Hoster haben u.U. je nach Vertragsumfang Beschränkungen (Zahl der Mails pro Stunde oder im Monat, Traffic usw.)
- Abo-Box auf der Website einbinden
Die Abo-Funktion wird bei neueren WordPress-Websites per Widget in die Sidebar eingefügt. Dafür gibt es diverse zusätzliche Plugins bei wordpress.org. Da ich meist das Genesis-Framework nutze, habe ich es hier mal wieder leicht, denn das vorkonfigurierte Plugin Genesis E-Mail extended läuft perfekt und ist kaum zu toppen. Diese Box kann man für die Abos aller gängigen Anbieter nutzen, vom alten Feedburner über MadMimi wie auch für MailChimp.
Fazit: MailPoet ist für WordPress-Websites die erste Wahl, ein tolles Newsletter-Plugin mit vielen, aber nicht zu vielen Funktionen. Es integriert sich nahtlos in WordPress, bietet schöne Design-Templates an und ist leicht zu konfigurieren.
MailChimp (mailchimp.com) ist nicht direkt an WordPress gekoppelt. Benutzerverwaltung und Versand laufen über den MailChimp-Server, wo man ein eigenes Konto eröffnet. Die Nutzeroberfläche ist übersichtlich und intuitiv. Vieles läuft per Drag&Drop oder über (sehr) minimalistische Menüs (drei Querbalken). Für Traditionalisten ist es ein bisschen schwierig, sich zurechtzufinden. Für Leute, die ungern Anleitungen lesen, ist es optimal. Hier haben sich junge UX-Designer (User Experience) ausgetobt … ich persönlich finde dieses „intuitive“ System für mich zu starr, man muss sich strikt an den vorgegebenen Weg halten, was manchmal etwas zäh und langwierig ist. Endanwendern, die einfach schnell Schritt für Schritt ihren eigenen Newsletter erstellen wollen, wird es gefallen.
Bei MailChimp lädt man zum manuellen Versand die Adressen selbst hoch, es ist kompatibel zu vielen Adressbüchern (Mac, Windows) sowie CSV (Excel). Diese Daten liegen dann auf einem „fremden“ Server – ähnlich wie bei Cloud-basierten Adressbüchern, Facebook oder kostenlosen E-Mail-Anbietern (Googlemail, gmx usw.)- die Datenschutzerklärung muss dies berücksichtigen. Für ein WordPress-Abo benötigt man eine Subscribe-Box, wie oben unter 4. beschrieben.
Das automatische Abo der WordPress-Beiträge wird über den RSS-Feed aktiviert. Es lässt sich ein bestimmter Kategorie-Feed oder auch der kompletten Blog-Feed einsetzen. Man kann die Frequenz einstellen, in der versendet wird, das Design zusammenklicken und die nötigen rechtlichen Angaben einfügen. Es gibt diverse WordPress-Plugins als Ergänzung für MailChimp und Elmastudio hat eine tolle Anleitung auf Deutsch veröffentlicht.
Fazit: Für den manuellen Newsletter-Versand ist MailChimp ein praktisches Tool, jenseits von Outlook & Co. Ganz ähnlich wie das vergleichbare MadMimi. Diese Newsletter-Art eignet sich besonders für bereits existierende E-Mail-Verteiler oder geschlossene Nutzergruppen. Aber auch für WordPress-Abos, denn die Benutzeroberfläche ist sehr übersichtlich und die Mails laufen über den MailChimp-Server, sie belasten damit nicht den eigenen Server (falls überhaupt vorhanden)
Kosten: Ab 2.000 Abonnenten werden beide Angebote kostenpflichtig. MailPoet bietet außerdem ab 79 USD/Jahr zusätzliche Funktionen für Designs, Tracking und Statistik an. MailChimp wird ab dieser Nutzungsgröße vor allem deswegen interessant, weil der Versand den eigenen Server nicht belastet.
Wie dieser viel zu lange Text nun bereits zeigt, ist es mit einer 5-Minuten-Einrichtung eines Newsletters leider nicht getan. Je nach Umfang und Art der Website sowie technischem Know-how sollte man zwischen ein bis zwei mehrere Stunden für diese Geschichte einplanen. Aber danach läuft alles rund und ein weiterer spannender Newletter kann die Welt beglücken.
Hallo, sehr schöner Artikel.
Mich würde noch interessieren, was beim automatischen Versand bei Mail Poet der Punkt „einmal pro Woche“ bedeutet?
Werden dann alle Artikel der ganzen Woche zusammengefasst?
Oder nur der letzte Newsletter versand?
Das ist ein Digest, eine Zusammenfassung aller Beiträge der vergangenen 7 Tage (in der gewählten Kategorie). Ob das sinnvoll ist, kommt auf die Newsletter-Strategie an. Tägliche Mails sind ganz sicher zuviel.
Hallo zusammen,
auf http://www.cloudtec.ch/blog/web/mailchimp-benutzerhandbuch.html gibt es eine umfassende deutschsprachige Anleitung über Mailchimp und das Versenden von Newslettern.
Viel Spass! =)
Guten Tag,
ich einen automatischen Newsletter, 1x wöchentlich mit den Beiträgen der letzten Woche, eingerichtet. Versand: wöchentlich am Sonntag um 20 Uhr.
Wenn ich in die Newsletter-Konfig reingehe, dann werden auch die richtigen Artikel angezeigt. Bei Versand eines Vorschau-Newsletters an mich ist dieser auch korrekt.
Jedoch: Es erfolgt kein automatischer Versand des Newsletters zur eingestellten Zeit!!
Kein Grund, keine Fehlermeldung, nix. So als wäre einfach der Cron-Job nicht an??
Woran kann das liegen? Wo kann ich Fehlersuche betreiben?
Danke,
Raik
Hallo,
die Infos zu Mailpoet gibts hier: https://support.mailpoet.com/knowledgebase/
Das Plugin steht und fällt mit den Server- bzw. Hosting-Konditionen – am besten fragen, wieviele Mails pro Stunde überhaupt verschickt werden dürfen.
Der Vorteil von MailChimp (oder auch Cleverreach) ist eben genau dies – der externe Server.