Webtexte und SEO sind keine Geheimwissenschaft für Akquise und Kundenschwemme. Aber, ohne funktioniert es nicht.
Als Texterin, die sich noch dazu als Webdesignern mit „dem Internet“ auskennt, höre ich immer wieder die Anfrage nach dem ultimativen Blogbeitrag oder Webtext, der mit einem Schlag Kundschaft herbeizaubert. Aus „dem Internet“, also quasi aus dem Nichts. Darauf entgegne ich, dass ich diesen Text gerne schreibe, aber dafür ausreichend fachlichen Input brauche. Das eigene Fachgebiet kennt die Person, die es anbietet und täglich ausführt, mit Sicherheit besser als ich. Das muss doch eigentlich klar sein? Dachte ich.
Weil ich einen fundierten Text zu einem Thema schreiben kann, bedeutet das selbstverständlich nicht, dass ich mich in jedem Fachgebiet stante pede auskenne. Texter*innen – auch im Journalismus – sind fast immer Auftrags- und Themenschreiber*innen. Für echte Fakten müssen wir mehr oder weniger lange recherchieren, Leute befragen, Quellen studieren – und zwar online wie offline. Erst danach können wir den Text verfassen – und gleich im Anschluss wartet schon das nächste spannende Thema. Vielleicht führt dieses unterstellte Halbwissens eines Kopisten zum heruntergekommenen Ansehen der schreibenden Zunft: Das kann doch jede/r.
Einfach Bullshit texten, weil es bezahlt wird.
Nichtssagende Texte nerven uns überall, im Netz, in der Werbung, Publikationen von Unternehmen, Pressemitteilungen und, ja, auch in der Presse … Vermutlich produziert von Leuten, die schon ihre Bachelor-Arbeiten zusammenkopierten und später im Textberuf einfach so weitermachen. Vielleicht haben sie vergessen, wissen es nicht – oder trauen es sich nicht zu? – wie man eigene, authentische Inhalte schreibt, Sätze verfasst, das eigene Hirn bemüht – und nicht bloß das allzeit verfügbare Schwarmgehirn „Internet“ anzapft? Leute, verschont uns bitte mit diesem Müll und glaubt nicht, keiner merkt es.
Achtung, Kunde: Solche Texte sind KEINE guten Texte!
Unternehmen und Agenturen machen es sich zu leicht, wenn sie sogenannte SEO-Texter in kürzester Zeit irgendwelche Inhalte aus dem Netz klauben und zusammenwursteln lassen, nur um schön klingende Worte und lange, aber inhaltsleere Texte für Websites zu generieren. Die dann eventuell – oder auch nicht – von Suchmaschinen gefunden und ausgespuckt werden. Mag sein, dass diese standardisierte SEO-Textbefüllung für simple Produkte klappt. Es funktioniert vielleicht kurzfristig, aber niemals wirklich gut oder nachhaltig. Für die Abteilungen IT und Grafik sind Website-Texte ohnehin oft nur lästiges Beiwerk. Eine Kundin sagte, „Wer liest das alles? Wenn interessiert denn das?“ Tja. Wen, wenn nicht die eigene Kundschaft?
Letztlich ist diese Simplifizierung ein Armutszeugnis für jedes seriöse Angebot, das besser für sich selbst sprechen könnte. Anspruchsloser, seelenloser Text lässt Kunden kalt. Leider ist das Zusammenklau(b)en so üblich geworden, dass es inzwischen als „normal“ gilt. Bereits vorliegende Inhalte werden zum hundertfünfzigsten Mal wiedergekäut; ohne einen eigenen, individuellen Beitrag oder zusätzlichen Informationsgehalt beizusteuern.
Ähnlich wie der Apotheker, der Medikamente streckt.
Wer sich von einem solchen Text eine bessere Auffindbarkeit im Netz verspricht, mag Glück haben, falls sich die Algorithmen kurzfristig austricksen lassen und eine solche „Zusammenfassung“ tatsächlich als Mehrwert identifizieren. Für die wirklich interessierten Leserinnen und Leser (ja, die gibt es – und möglicherweise ist es genau diese anspruchsvolle Klientel, die bereit ist, für eine gute Leistung gut zu bezahlen) und für die Selbstdarstellung gegenüber der anvisierten „Zielgruppe“, den Kundinnen und Kunden, ist ein solcher Text im Grunde ein Offenbarungseid.
Solche Texte werden preiswert angeboten, logisch. Leicht verdientes Geld. Das könnte ich natürlich ebenfalls machen. Soll ich? Was meint ihr …
Es ist verführerisch und liegt vor mir auf dem Tisch.
Leider hat die beschriebene Art zu texten so gar nichts mit wirklich guten, wertvollen und interessanten Texten zu tun. Aber, nur solche authentisch geschriebenen Beiträge mit Anspruch bereichern das Internet und damit uns alle. Sie bieten den, nicht nur von Suchmaschinen geforderten, „Unique Content“, das besondere, einzigartige Wissen, das der Gemeinschaft zugutekommt und von dem letztlich alle profitieren. Auch die Texterin. Daher lautet meine Antwort: „Nein“ und aus diesem Grund nehme ich nicht die lukrative, auseinandersetzungsfreie Abkürzung, sondern hänge mich rein in das Thema.
Die Gretchenfrage des Marketings ist doch: Unterscheidet sich Ihre angebotene Leistung von dem, was alle anderen anbieten? Gibt es einen eigenen Akzent, einen speziellen Dreh oder USP, einen individuellen Punkt, an dem ich mit Überzeugung schreiben kann: Buchen Sie genau hier, denn bei uns bekommen Sie etwas, das es nirgendwo sonst gibt …
Was soll ich also schreiben?
Das, was bereits im Internet steht? Und dafür dann das Geld einstecken und hoffen, dass Google vielleicht nicht bemerkt, dass der Inhalt bereits drölfzig Mal in verschiedensten Variationen online steht? Darunter Beiträge, die von hoch qualifizierten Fachleuten selbst mit Herzblut geschrieben wurden. Deren Inhalt wird tagtäglich geklaut und zweitverwertet. Ihnen muss geholfen werden.
Gute Angebote und gute Texte sind es wert.
Der großartigste, inhaltlich wertvollste Text kann – rein technisch gesehen – von einem gut platzierten Fake-Beitrag in der Google-Suche „überholt“ werden oder im Netz-Nirwana versacken. Dafür gibt es genug Beispiele, obwohl die Algorithmen zum Glück reine Kopien recht gut ausfiltern. Im Internet bedeutet guter Inhalt allein nicht, dass der Text und die Form zugleich die Anforderungen an gute Webtexte erfüllen. Vielleicht wurde der Artikel ganz traditionell wie für Print verfasst, ist zu wissenschaftlich formuliert, schwer lesbar – oder ist technisch falsch platziert. Wer meint, guter Inhalt allein wäre ein Selbstläufer, irrt.
So klappt es mit der Auffindbarkeit im Netz.
Der optimale Webtext kombiniert hoch qualifizierten Input, authentisches Faktenwissen sowie eigene Erfahrungen zusammen mit einem webgerecht formulierten, gestalteten und punktgenau veröffentlichten Text. Es ist ein perfektes Zusammenspiel von Inhalt, Form und Technik.
Mit dem Anspruch und Ziel, gute Inhalte, die es wert sind, möglichst weit zu verbreiten und für alle zugänglich zu machen.
Soweit zum Wunschkonzert. Das ich hier, es sei erlaubt, in meinem Blog zelebriere und leise vor mich hin singe.
Lesetipp für alle, die mehr WERT wollen:
t3n – Interview mit Tim O’Reilly, Internetpionier, Verlagsgründer und Buchautor von „WTF?: What’s the Future and Why It’s Up to Us.“
„Mein Credo: Technologie ist unsere Superpower, Ungleichheit unser Kryptonit. (…) Vielmehr sollte eine bessere Verteilung von Gütern im Vordergrund stehen. Mit digitalen Technologien können wir solche Dienste besser organisieren, sodass alle davon profitieren. (…) Sie [junge Gründer] sollten sich überlegen, ob sie wirklich an etwas von Bedeutung arbeiten. Das ist relativ einfach festzustellen: Wenn deine Produkte deinen Kunden etwas Wert sind und sie bereit sind, dafür zu bezahlen. Das ist das beste Zeichen dafür, dass du etwas schaffst, das wirklich gebraucht wird. Wenn du hingegen sehr viel Geld von Investoren erhälst, ist die Versuchung größer, Dinge umzusetzen, die vielleicht eher schädlich für deine Kunden und deine Plattform sein könnten.“