Im Ressort Dschungel schreibt Diana Artus in der linken Wochenzeitschrift Jungle World über die Digitale-Bohème-Veranstaltung 9to5 vor 10 Tagen – in einem polemischen aber dennoch relativ informativem Stil für den das Magazin weiland bekannt ist. Trotzdem ein lesenswerter Artikel, obgleich nicht so nett; aber, das muss ja auch nicht immer sein. Mir fehlt ein wenig
die Würdigung des spannenden Versuchs der Organisatoren, die deutschlandweit versprengten digital arbeitenden Einzelgänger zu einer solidarischen Interessensgemeinschaft zusammenzufügen. Bei solchermaßen erklärten Individualisten ein schweres Unterfangen, zweifelsohne; ich habs selbst nur bis zum Eingang und nicht weiter geschafft. Ein sehr kluger, lebenserfahrener Satz sei hier aus dem Artikel zitiert (Fettung von mir):
Zwar schert der digitale Bohemien tatsächlich aus dem »Rattenrennen der Angestelltenkultur« aus, aber nur, um gleich in ein neues zu geraten (…) Wenigstens kann er nun selbst entscheiden, wann, wo und mit wem er arbeiten will, und das fühlt sich zunächst erst mal gut an, irgendwie nach Selbstbestimmung. Aber die Frage ist, wie lange sich dieses Gefühl aufrechterhalten lässt und ob man sich generell mit einem Leben abspeisen lässt, das sich einfach nur besser anfühlt, aber nicht wirklich besser sein kann, so lange es vom Zwang zur ständigen Verwertbarkeit allen Tuns, Denkens und Fühlens bestimmt wird.
(mehr lesen auf Jungle World)
Mit dem Zitat und genau der Markierung in der es um „Zwang zur ständigen Verwertbarkeit allen Tuns, Denkens und Fühlens“ geht, triffst Du ziemlich genau jene Gedanken, die mich beschäftigen. Danke für den Hinweis auf diesen Artikel. Ich wäre gern zur Veranstaltung gegangen, obwohl ich auch noch nie in einem Caféhaus mit Laptop gearbeitet habe. 😉 Man stelle sich vor, ich hatte URLAUB AUSSERHALB BERLINS UND OHNE INTERNET und das nach 3 Jahren angenehm-arbeitsintensiver Zeit. 😉 Eine mögliche Alternative sehe ich im Engagement zum Thema Grundeinkommen, um eben jenen ungesunden Zwängen nicht mehr ausgesetzt sein zu müssen.
Hallo Namensvetterin, mein bisher einziger Versuch, mit meinem Subnotebook im Café zu arbeiten, scheiterte daran, dass deren WLAN-Verbindung nicht funktionierte *gg* Zum Texten muss ich zum Glück nicht online sein, dafür genügen eigentlich Papier und Stift als Arbeitsmittel – die wiegen jedenfalls keine 3 Kilo.
Ja, ich seh das genauso mit dem Grundeinkommen. Die „digitalen Bohèmiens“ werden vielleicht nach einigen Jahren Nachtschicht und Frei-williger Selbstausbeutung (wovon wir ja ein Liedchen singen können 😉 ein wenig umdenken müssen, so lange sie nicht von anderer Seite her gesponsort werden …
radiogespräch mit artus – siehe link.