Amorphe Metropolenansichten – Stadtplankauf als Ritual
Alle Jahre wieder braucht man als BerlinerIn einen neuen Stadtplan. Nicht, weil der Alte zerfällt (nur manchmal). Die Stadt verändert sich jedoch in einem Tempo, dass man einen 4 Jahre alten Straßenplan nur noch wegwerfen kann. Inzwischen sind wir bei der 69. Ausgabe des Falk-Plans; eingestiegen bin ich anno 1985 mit der 44. Ausgabe, wenn ich mich recht entsinne. Nach dem Mauerfall wurden die Pläne fast jährlich erneuert; Straßen wurden umbenannt und neu erschaffen, manche Orte in Mitte oder am Potsdamer Platz erkennt man bereits nach wenigen Monaten nicht mehr wieder.
Die BVG hat das U-Bahn- und Bus-Netz komplett umgekrempelt, es entstehen permanent neue Stationen und Linien, andere werden stillgelegt. Schade, dass ich meinen ersten Plan nicht mehr habe – es wäre interessant, die Wege von heute damit zu vergleichen. Als der Potsdamer Platz noch eine bizarre Brachfläche namens Lenné-Dreieck war, daneben am Sonntag der große staubige Krempelmarkt stattfand und die eine Hälfte der Stadt auf der Karte in zartem Grau „abgetönt“ wurde. Der Stadtplan wäre heute ein Dokument der Geschichte – und irgendwie auch ein Abbild der eigenen Lebenswege.