Ess ick Essigjurke …
oder ess ick Essigjurke nich?
(fragte sich Greta von Spreeling 1769)
Also ick hab keene jejessen.
Vom Großstadtdschungel in die grüne Hölle sinds nur knapp 2 Stunden mit der Bahn. So nah bei Berlin liegt der Spreewald: Natur pur. Um vollkommen in das Grün einzutauchen, paddelt man am besten im Kanu durch die Spreewälder Kanäle und Flussarme der Spree – ganz idyllisch und entspannt. Vorausgesetzt, man fährt früh los und versteht sich gut mit demjenigen, der im selben Boot sitzt – ein Ruderboot ist ein grandioser Beziehungstest. In einigen Paddelbooten wird hörbar gestritten, der eine will hierhin, der andere dorthin, der Dritte umgehend eine Pause machen.
Doch still liegt der Hochwald* und spiegelt sich im glattgrünen Wasser, Sonnenstrahlen blitzen durch die Baumkronen, dicke Kreuzspinnen lauern im verwilderten Gebüsch. Im Schilf quaken kleine hässliche Kröten, blau schimmernde Libellen schwirren um die Köpfe, verwitterte Äste gleiten langsam wie Krokodile mit der Stömung, warmer Dunst steigt auf, man fühlt sich geradewegs in den Amazonas versetzt. Stilecht pausieren lässt es sich im Waldgasthaus Polenzschenke bei einer kühlen Berliner Weiße und Hechtklösschen in Soße.
Eine extravagante Unterkunft ist die Pension Spreewelten im Bahnhofsgebäude von Lübbenau: Schlafen im Kunstwerk. Unser Zimmer (das einzige kurzfristig freie) hieß „unterüberrocküberunterrock“, gestaltet von der Künstlerin Ruth Baumann. Dahinter verbirgt sich eine puristisch-verspielte Installation aus geflochtenem Korb, angelehnt an die traditionellen Blütenmuster und weiten Röcke der Spreewald-Trachten. Die beiden Betten mit dem Korb-Überbau lassen sich rollen und offenbaren immer neue Blickwinkel – auf die bunten Blütenschleifen oder den Fernseher, je nach dem.
Sehr schön sind auch das „Gemach des Wendenkönigs“, der „Lieblingsplatz des Schlangenkönigs“ und das Zimmer „Zwischen Wasser und Himmel“, in die wir kurz hineingelinst haben, sowie die Spreewälder Gurkenlounge.
- Schöne holzverkl
eidete Paddelboote, die gut im Wasser liegen und flott fahren, gibts im Bootshaus Kaupen in Lübbenau
- Schlafen im Kunstwerk: Pension Spreewelten im Bahnhofsgebäude von Lübbenau
- *Bei Hochwald hab ich eher ein Gedicht von Reiner Kunze im Sinn, aus dem Deutschunterricht, lang ists her: Der hochwald erzieht seine bäume, darin gehts um das Individuum vs. Gleichmacherei und Unterdrückung.